Barocktanz in Frankreich

Barocktanz unter Ludwig XIV Zwischen raffinierter Unterhaltung und politischer Strategie

Ludwig XIV. erhielt, wie jeder Gentleman der damaligen Zeit, eine raffinierte Ausbildung, in der der barocke Tanz natürlich einen herausragenden Platz einnahm. Schon als Kind folgte der junge Louis fleißig den Lehren seines Tanzmeisters Pierre Beauchamps. 1650, kaum 12 Jahre alt, trat er öffentlich auf, während einer Aufführung von Cassandres Ballett.¹MOLLER Nathalie, „Was ist Barocktanz? », France Musique, veröffentlicht am Freitag, 19. Oktober 2018 um 17:54 Uhr, URL: Was ist Barocktanz? (francemusique.fr) Drei Jahre später, zu seinem fünfzehnten Geburtstag, trat er kostümiert als Apollo im Royal Night Ballet auf. Der zukünftige Monarch sieht aus wie der Sonnenkönig. Sein Kostüm leuchtet mit tausend Lichtern. Die Aufführung beeindruckt die Mächtigen im Königreich.

Unter Ludwig XIV. ging es beim barocken Tanz sowohl um Unterhaltung und eine zeremonielle Strategie als auch um politische Ambitionen. Die politische Vision des jungen Ludwig XIV. wurde teilweise von einer traumatischen Episode geprägt: der der Fronde (1648-1653). Sie zwang ihn, als er noch ein kleines Kind war, den Louvre-Palast mit seiner Mutter Anne von Österreich zu verlassen, um der Wut der Pariser zu entkommen, die empört und bereit waren, in den Louvre-Palast einzubrechen. Mitten in der Nacht fliehen sie aus der königlichen Residenz nach Saint-Germain-en-Laye.

Dieses Ereignis führt dazu, dass der Sonnenkönig sein ganzes Leben lang versucht, den Adel unter seiner Kontrolle zu halten. Der Tanz, den er so sehr liebte, erschien ihm damals als das doppelte Mittel, den Hof zu beschäftigen und sein Reich über die Grenzen hinaus erstrahlen zu lassen, in einem Geist, den man heute als Propaganda bezeichnen würde. Als echtes politisches Instrument erlangten die choreografischen Künste unter Ludwig XIV. eine bis dahin unerreichte Bedeutung. Um dem König zu gefallen, war der ganze Hof damit beschäftigt, die Arien von Gavotte, Sarabande und Menuett zu lernen und anmutig zu reproduzieren.

Das Projekt Ludwigs XIV. gipfelte 1661 in der Gründung der Royal Academy of Dance. Auch auf Wunsch des Souveräns arbeitete Raoul-Auger Feuillet eifrig an der Entwicklung eines Systems zum Schreiben von Choreografien. Seine Bemühungen führten 1700 zur Veröffentlichung einer Abhandlung: Choreografie oder die Kunst, Tanz durch Charaktere, Figuren und demonstrative Zeichen zu beschreiben²LES FESTES THALIE, „Renaissance- und Barockmusik: Tanzbewegungen“, URL: https://musiquebaroque.festesdethalie.org/a-propos-de-danse-baroque/ 3 MÖLLER Nathalie, op. cit., 2018.

Der barocke Tanz ist also stark kodifiziert. Geleitet von theoretischen Abhandlungen, gelehrt von oft strengen Lehrern, ist der barocke Tanz auch durch die Kostüme der Zeit eingeschränkt.

So hält der Barocktänzer seine Arme immer zum Becken ausgerichtet, während er sich ständig bemüht, seine Oberweite zu halten und nach oben zu strecken. Die Beinarbeit ist auf der Grundlage des einfachen Gehens verfügbar, dem keine Bourrée, Chassés, Entrechats und Sprünge überlagert sind, alles Voraussetzungen des klassischen Tanzes.⁴CENTER NATIONAL DE LA DANSE, „Barockkonferenz, vom Ritual zum Vergnügen“, mit Béatrice Massin, 2004, Pantin, aktualisiert im März 2010, URL: Barocktagung | Numeridanse TV Unter dem Einfluss der Royal Academy of Dance, die später zum Ballet de l'Opéra national de Paris wurde, perfektionierten Barocktänzer ihre Fähigkeiten, bis sie professionelle Tänzer wurden.

In einer entgegengesetzten Bewegung versuchen heute einige Profis, den barocken Tanz wiederzubeleben. Béatrice Massin, mit ihrer Firma Indes Galantes, oder Edith Länger, Professor am Centre de Danse du Marais, präsentieren noch heute ein überarbeitetes barockes Repertoire.